Buchbesprechung | „Chronik eines angekündigten Krieges – Die Ukraine und das Versagen der Diplomatie“

In ihrem Artikel „Chronik eines angekündigten Krieges – Die Ukraine und das Versagen der Diplomatie“ bespricht Irmtraud Gutschke das gleichnamige Buch der Autoren Marc Trachtenberg (Historiker) und Marcus Klöckner (Soziologe).

Gutschke beleuchtet die zentralen Thesen des Buches, die den Ukraine-Konflikt als das Ergebnis eines diplomatischen Versagens darstellen. Dieses muss jedoch im Kontext machtpolitischer Interessen und historischer Denkweisen gesehen werden.

»Der US-amerikanische Historiker Marc Trachtenberg und der Soziologe Marcus Klöckner erhellen in ihrem Buch „Chronik eines angekündigten Krieges – Die Ukraine und das Versagen der Diplomatie“ Zusammenhänge, die unerlässlich sind, um den Ukraine-Konflikt zu durchschauen. Aber ist „Versagen der Diplomatie“ zutreffend? Müssen wir nicht davon ausgehen, dass Diplomaten im Dienst machtpolitischer Interessen ihrer jeweiligen Staaten gehandelt haben? Der US-dominierte Westen folgt bis heute der Logik des Kalten Krieges. Deutschland rüstet massiv auf. Und Russland im Kampfmodus hat jedes Vertrauen in Zusagen verloren. Von Irmtraud Gutschke.« https://www.nachdenkseiten.de/?p=137092

### Kernthemen des Artikels

* Titel als Metapher: Der an den Roman „Chronik eines angekündigten Todes“ erinnernde Buchtitel soll laut Gutschke verdeutlichen, dass der Krieg für viele absehbar war, die westliche Politik jedoch in einem Dogma gefangen war, Russland zu schwächen, was eine Eskalation zwangsläufig gemacht habe.

* Historische Rückschau auf die NATO-Osterweiterung: Der Artikel greift Trachtenbergs Analyse auf, die sich mit den Versprechen an die Sowjetunion nach dem Fall des Eisernen Vorhangs befasst. Gutschke argumentiert, dass die westlichen Mächte die Schwäche der Sowjetunion ausgenutzt hätten, was das Vertrauen Russlands nachhaltig beschädigt habe.

**Deutsche Rolle im Konflikt:** Laut dem Artikel zeigt Klöckners Teil des Buches, wie Deutschland von Anfang an medial und politisch aufrüstete und sich von der Rolle eines neutralen Beobachters zu einer Kriegspartei entwickelte. Dabei wird kritisiert, dass historische Zusammenhänge ausgeblendet und ein Schwarz-Weiß-Denken („gute Ukrainer, böse Russen”) gefördert wurden.

* **Gescheiterte Friedensbemühungen:** Gutschke beleuchtet die Minsker Abkommen und die Istanbuler Friedensgespräche im Frühjahr 2022, die durch westliche Einflüsse – insbesondere durch den damaligen britischen Premierminister Boris Johnson – sabotiert wurden. Gutschke zitiert die Aussage der ehemaligen Kanzlerin Angela Merkel, die Minsker Abkommen hätten der Ukraine nur Zeit verschaffen sollen, um sich zu stärken.

Abschließend stellt der Artikel fest, dass sowohl die Ukraine als auch Russland in einer Kriegslogik gefangen sind, die eine diplomatische Lösung erschwert. Gleichzeitig wird betont, dass Deutschland aus geopolitischer Sicht von guten Beziehungen zu Russland profitieren würde.

Insgesamt fasst Gutschke das Buch als eine kritische Auseinandersetzung mit der westlichen Politik, der Rolle Deutschlands und den verpassten diplomatischen Chancen zusammen, die zum aktuellen Konflikt geführt haben.