Als Kind gab es an den Heiligen Abenden im Elternhaus einen rheinischen Sauerbraten mit Brot als Beilage. An den ersten Weihnachtsfeiertagen kochten die Eltern dann einen Rehrücken mit allem Drum und Dran, nebst Bleikugeln. Zunächst hatte ich diese Tradition satt, später auch das Fleisch. Ich besuchte meine Eltern nur noch zum nachmittäglichen Kaffeetrinken.
Heute, als Vater von erwachsenen Kindern (21, 26 und 42 Jahre alt), …
Käsefondue Schweiz ein Sauerbraten rheinisch Rehrücken bleischwer
… feiern wir den Heiligen Abend zusammen. Die „Kinder“ bestehen auf Käsefondue. Unverhandelbar. Mittlerweile gibt es auch pflanzliche Alternativen. Für die Zubereitung des Fondues bin ich zuständig und verfeinere es mit viel Knoblauch und allerlei Gewürzen. Ich experimentiere gern. Bisher hat sich noch niemand beschwert oder übergeben. Ansonsten wird an Feiertagen nicht gekocht, sondern auswärts gegessen.
Täglicher Schreibanreiz
Bereitest du oder deine Familie spezielle Gerichte für die Feiertage zu?
Mein erster Gedanke war: „Für was habe ich zu wenig Zeit?” Falscher Gedanke. Es gibt keine Zeit. Die Einteilung in Jahre, Monate, Tage, Stunden, Minuten und Sekunden ist willkürlich. Sie dient der Synchronisation unserer Gesellschaften und Beziehungen.
Zu einer ähnlichen Frage schrieb ich im Übrigen, dass ich der Meinung bin, dass es die Zeit gar nicht gibt. Sie ist ein menschengemachter Maßstab. Ich kenne das Phänomen, dass meine Erinnerungen an Ereignisse gleich präsent sind. Ereignisse, die Jahrzehnte zurückliegen, sind mir so präsent, als wären sie „gestern” geschehen.
Zeit ist meiner Meinung nach abhängig von der eigenen Perspektive. Was würde Zeit beispielsweise für eine Schnecke, eine Eintagsfliege, einen Grönlandhai oder eine Zwerggrundel bedeuten? Gäbe es außerirdisches Leben und dauerte ein Tageslauf für die Außerirdischen 100 Jahre unseres Zeitmaßstabes, wie würden sie unser Leben betrachten? Wären wir …
Kapitalismus Raubtierkapitalismus ihm gehört die Zeit
… für sie wie Ameisen?
Wir haben uns irgendwann bewusst dafür entschieden, im Kapitalismus, in der Marktwirtschaft zu leben. Wir lehnen beispielsweise die Gemeinwohlökonomie bewusst ab und empfinden ein Grundeinkommen als unangenehm. Deshalb brauchen wir uns über die heutige Frage keine Gedanken zu machen.
Unser vom politischen und gewerkschaftlichen Einfluss nahezu befreites Wirtschaftsleben wird dafür sorgen, dass wir statt acht Stunden täglich 14 Stunden arbeiten müssen. In Schichten, zeitversetzt. Alles wäre immer in Betrieb.
Ein Leben ohne Schlaf im Kapitalismus wäre ein Katalysator für psychische Erkrankungen und die endgültige Ausbeutung der Erde. Die wachsende Aggressivität würde entweder in einem großen, alles vernichtenden Krieg oder in Kleinkriegen „Jeder gegen jeden” enden.
Allein der Gedanke an diese beschriebene Dystopie raubt mir den Schlaf.
Ich brauche nicht keinen Schlaf, sondern mehr Schlaf.
Täglicher Schreibanreiz
Wenn du keinen Schlaf bräuchtest, was würdest du mit all der zusätzlichen Zeit machen?
Ach nein, Ärgernisse. Mein größtes Ärgernis bin ich selbst. Wenn ich über das Verhalten oder Nicht-Verhalten anderer Menschen verstimmt bin. Es lohnt sich einfach nicht. Es ist so belanglos.
Ich ärgere mich, wenn ich verschlafe und nicht wie geplant aufwache, sondern viel zu spät. Dann ist die Planung des Tages hinfällig. Der Tag muss dann spontan anders laufen. Rückblickend hat mir dann doch irgendwie jemand den Tag gerettet. …
Verschlafen. Ärger, dass ich mich ärgere. Kein „Ich mag dich“ gesagt.
… Ich bin verstimmt, wenn ich es mal wieder verpasst habe, jemandem zu sagen, dass ich sie mag. Ich bin ein Meister der verpassten Gelegenheiten. Ich bin introvertiert. Ich denke es, traue mich aber nicht, es zu sagen.
Ich mag Menschen, die in mein Leben treten und meinen Raum heller machen. Es ist gleichgültig, ob es sich um echte Räume handelt oder um Räume, die durch Worte und Texte eröffnet werden. Es kann auch einfach nur ein Foto eines Menschen sein. Ohne dass er zunächst beschreiben kann, warum.
Vielleicht „sehe” ich die Energie, die sie ausstrahlen. Ist es Charisma? Ich mag charismatische Menschen. Oft geht diese Ausstrahlung mit Intelligenz einher.
Ich mag intelligente Menschen. Solange sie nicht überheblich oder arrogant sind. Dabei messe ich Intelligenz nicht nach dem IQ.
Ich mag Menschen, die sensibel für Sprache sind und einen eigenen Ausdruck gefunden haben. Außerdem mag ich Wortspielereien.
Ich mag Menschen mit sozialer Intelligenz. Menschen, die talentiert darin sind, andere Menschen zu „lesen”, die Stimmungen erkennen können und kommunikationsfreudig sind.
Ich mag auch Menschen, die sich distanziert betrachten können und selbstreflexiv sind.
Und ich mag Menschen, die gerne philosophieren. …
Wer betritt den Raum und die Sonne geht auf? Es ist der Lieblingsmensch!
… Ich mag tiefgründige Menschen. Menschen mit seelischen Abgründen oder Menschen, die intensiv nachdenken. Menschen, die Gefühle haben, aber nicht ihre Gefühle sind.
Ich lasse mich gerne von enthusiastischen Menschen mitreißen. Ich mag freche, frotzelnde und schlagfertige Menschen, jedoch keine respektlosen. Ich mag empathische Menschen, die mit dem Schicksal anderer Menschen oder von Tieren mitfühlen können.
Ich mag unternehmungslustige Menschen, solange sie nicht unternehmenssüchtig sind.
Ich mag auch Menschen, die sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen können. Ich mag fantasievolle Menschen, die sich in Gedichten und Geschichten ausleben können.
Ich mag Menschen, die mich besänftigen können, wenn ich überstimuliert bin. …
Bevor ich mich in allzu vielen Details verliere, hält ich nun inne.
Kein Mensch vereint all diese Eigenschaften, und das weiß ich.
In meinem Leben gibt es Menschen, die ich nicht mag, und Menschen, denen ich neutral begegne.
Und es gibt Menschen, die ich mag – im realen oder im virtuellen Leben. Ich hoffe, dass diese Menschen das auch spüren. Denn ich bin introvertiert. Ich lebe nach innen.
Babsi, Ruben, Merlin, Amadeus, Max, Mona, Gobolino, Tizian, Esra, Fee, Lilly, Zoé, Luna. Zu Spitzenzeiten waren es 4 Katzen/Kater gleichzeitig. Und gerne bis zu zwei Hunde dazu: Nora, Sina, Felix, Nono, Stella. …
Glück, wenn die Katze schnurrt, der Hund wedelt und das Eichhörnchen sammelt
… Nur die Eichhörnchen blieben namenlos, wenn sie im Laufe der Jahre die Nüsse im Gartenboden versteckten oder sich die Deckchen aus dem Puppenwagen zum Nestbau klauten.
Bei der heutigen Frage befällt Müller Wehmut. Er war schon ewig nicht mehr am Strand oder in den Bergen. Umständehalber. Damals mit seinen Eltern war Müller sowohl am Strand als auch in den Bergen. Beides hat ihm gut gefallen. Müller war an der Ostsee, an der Nordsee, am Atlantik und in den österreichischen und Südtiroler Bergen. …
am Sandstrand ruft mich der Berg feuchte Strandträume in den Gebirgen
… Seine erste Urlaubsfahrt mit dem neuen Führerschein und dem gebrauchten VW Käfer ging ans Balearische Meer. Müller war eine Wasser- und Wanderratte. Er lernte früh schwimmen und warf sich, wo es Wellen gab, ihnen entgegen. Möwen kackten ihm auf den Kopf und Gämse meckerten ihn an. Für Müller ist es an der Zeit, die Wehmut hinter sich zu lassen und wieder einmal einen Strand- oder Bergurlaub zu machen. Die Umstände haben sich geändert.
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