–29.09.2023– | track: –Ton héritage – Live- | artist: –Benjamin Biolay– | album: -À L’auditorium – Live-
Der sehr poetische und melancholische Songtext „Ton héritage” von Benjamin Biolay ist eine Ode an ein „Kind” (oder eine jüngere Person), das eine Reihe spezifischer Neigungen, Ängste und Eigenheiten hat, die oft mit einem sensiblen, vielleicht leicht ruhelosen oder nonkonformistischen Charakter verbunden sind. Die zentrale Aussage des Liedes ist ermutigend und verständnisvoll, jedoch auch von einer gewissen fatalistischen Melancholie durchzogen. Der Interpret wendet sich an das Kind und beschreibt dessen Liebe zu Gegensätzen (Regenabende, Mitternachtsbad), zur Melancholie (Ruinen, Herbstlaub), zur Flucht, zu tiefen Gefühlen und zur Angst.
Die wiederkehrende Botschaft im Refrain lautet: „Ce n’est pas ta faute, c’est ton héritage” (Es ist nicht deine Schuld, es ist dein Erbe). „Ce n’est pas ta faute, c’est ta chair, ton sang“ (Es ist nicht deine Schuld, es ist dein Fleisch, dein Blut). Damit wird dem Kind versichert, dass seine Charakterzüge, seine Ängste und seine komplizierten Gefühle keine Fehler sind, sondern ihm innewohnen – sie sind genetisch oder schicksalhaft bedingt.
Der Songtext berührt folgende Themen:
~ die Liebe zum Besonderen und Melancholischen, – die Vorliebe für Regenabende, Italien, die „schlechte” Seite des Lebens, das Vergängliche (Blätter, Herbst);
~ Angst und Verletzlichkeit: die Angst vor der „Bombe” (Krieg/Zerstörung), dem „zu großen Himmel” (existenzielle Angst), der „Leere” und dem „Schlaf”.
~ Identität und Schicksal: die Beschreibung von Vergesslichkeit, das Sehen von „Luftspiegelungen” und die Tatsache, dass „nichts jemals nach Plan verläuft”. Der Sprecher beendet diese Beschreibungen oft mit einer liebevollen Aufforderung („crie mon enfant”, „roule mon enfant” – schrei mein Kind, roll mein Kind).
~ Ein düsterer Ausblick: Die pessimistische Warnung, dass es „pire encore quand tu auras mon âge” (noch schlimmer sein wird, wenn du mein Alter hast), deutet auf eine lebenslange Bürde hin, die aber akzeptiert werden muss: „Il va falloir faire avec ou plutôt sans” (Du wirst damit leben müssen oder besser gesagt ohne).
Zusammenfassend ist es ein zutiefst persönliches, poetisches Liebeslied und eine Mahnung, die die komplexe, sensible und leicht leidende Natur eines Menschen anerkennt und ihm versichert, dass diese Eigenschaften Teil seines unveränderlichen Wesens sind.