Wenn ein Traum nicht wahr wird, ist er dann eine Lüge? Oder schlimmer?

17.10.1980– | track: –The river– | artist: –Bruce Springsteen– | album: -The River-

Der Songtext „The River” von Bruce Springsteen erzählt eine melancholische Geschichte über das Erwachsenwerden, verlorene Träume und die harten Realitäten des Lebens der Arbeiterklasse.

Der Erzähler stammt aus einem Tal, in dem die Jungen in die Fußstapfen ihrer Väter treten. Er erinnert sich an seine Jugendliebe Mary, die er mit 17 kennengelernt hat. Ihre gemeinsamen Ausflüge zum Fluss und zu den grünen Feldern waren eine Flucht aus ihrer tristen Umgebung und symbolisierten Freiheit und Hoffnung.

Ihre Unbeschwertheit endet jedoch abrupt, als Mary schwanger wird. Aus Liebe wird Notwendigkeit: Der Erzähler erhält zu seinem 19. Geburtstag eine Gewerkschaftskarte und einen Hochzeitsanzug. Die Hochzeit findet ohne Feierlichkeiten im Gerichtsgebäude statt – ein nüchterner Beginn für das gemeinsame Leben. Der abendliche Gang zum Fluss nach der Hochzeit zeigt jedoch, dass der Fluss trotz der neuen Verantwortung ein Ort der Zuflucht bleibt.

Später beginnt der Erzähler, im Baugewerbe zu arbeiten, doch die schlechte Wirtschaftslage führt zu Arbeitslosigkeit. Die einst wichtigen Dinge und Träume schwinden. Die Beziehung zu Mary scheint erkaltet. Beide verhalten sich so, als hätten sie die Vergangenheit vergessen oder es wäre ihnen egal.

Der Erzähler wird jedoch von schönen Erinnerungen an die gemeinsame Zeit am Stausee („Reservoir”) heimgesucht, die ihn nun wie ein Fluch verfolgen. Er stellt die philosophische Frage, ob ein unerfüllter Traum eine Lüge oder etwas Schlimmeres ist. Diese schmerzhaften Erinnerungen und die Hoffnungslosigkeit ziehen ihn immer wieder zum Fluss hinunter, auch wenn er weiß, dass dieser mittlerweile ausgetrocknet ist – ein starkes Bild für die Trockenheit und Leere in seinem eigenen Leben. Am Ende steht er mit seinem Baby und Mary am Fluss, und der letzte Refrain („Down to the River We Ride”) klingt wie ein trauriges Echo ihrer einstigen gemeinsamen Hoffnung.

Im Kern geht es um den Kontrast zwischen jugendlicher Hoffnung und der bitteren Enttäuschung durch wirtschaftliche Zwänge sowie das Scheitern persönlicher Träume.