Die Gewalt. | Zitat

» […] Gewalt macht jeden, der ihr unterworfen ist, zu einem Ding.
Bis zum Äußersten ausgeübt, macht sie den Menschen im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Ding, denn sie macht ihn zu einer Leiche.

So gnadenlos sie vernichtet, so gnadenlos berauscht sie den, der sie besitzt oder zu besitzen glaubt. […] «

» […] La force est ce qui fait de quiconque lui est soumis une chose.
Exercée jusqu’au bout, elle fait de l’homme une chose au sens le plus littéral, car elle en fait un cadavre.

Aussi impitoyable qu’elle anéantit, aussi impitoyablement elle enivre celui qui la possède ou croit la posséder. […] «

~ Simone Weil, Die Ilias oder das Gedicht der Gewalt (L’Iliade ou le poème de la force), 1940/41, Erstdruck 1943 posthum, Reclam, Stuttgart

Simone Weil (1909–1943) war eine französische Philosophin, Sozialrevolutionärin und Mystikerin aus großbürgerlich-jüdischem Haus, die sich ihr ganzes Leben lang für soziale Gerechtigkeit einsetzte. Sie lebte in freiwilliger Armut und versuchte, die Arbeiterklasse durch direkte Erfahrung in der Industrie und Landwirtschaft zu verstehen. In ihrem Denken verband sie politische und spirituelle Aspekte und entwickelte dabei Konzepte wie „Schwerkraft“ und „Gnade“, die die menschliche Existenz prägen. Trotz ihrer schweren gesundheitlichen Probleme und ihrer kritischen Haltung gegenüber der katholischen Kirche, die sie als Institution ablehnte, suchte sie spirituelle Erfüllung. Sie verstarb im Alter von nur 34 Jahren an Tuberkulose.

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