Kriegskatastrophe | weekly 202549

SOS Kinderdörfer: Klimawandel und Konflikte führen zu immer mehr Behinderungen bei Kindern

Die SOS-Kinderdörfer berichten, dass der Klimawandel und Konflikte zu einem Anstieg von Behinderungen bei Kindern führen. So wurden im Jahr 2024 fast 8.500 Kinder in Kriegen verstümmelt, die meisten davon in Gaza und im Sudan. Die Hilfsorganisation betont, dass Kinder, die nicht für die aktuellen Krisen verantwortlich sind, am stärksten unter den Folgen leiden und ihr Leben lang eingeschränkt sein können. Zudem führt Mangelernährung, die durch klimabedingte Ernteausfälle verursacht wird, zu weiteren gesundheitlichen Beeinträchtigungen. 02.12.2025 https://www.deutschlandfunk.de/sos-kinderdoerfer-klimawandel-und-konflikte-fuehren-zu-immer-mehr-behinderungen-bei-kindern-102.html

Auf dem Weg in die erste Rüstungsliga (I)

Der Artikel berichtet über einen Anstieg der Umsätze der hundert größten Rüstungskonzerne weltweit um 5,9 Prozent auf den Rekordwert von 679 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024. Insbesondere Unternehmen aus den USA, Europa, Japan und Südkorea profitierten davon. Mit einem Umsatz von 334 Milliarden US-Dollar bleibt die US-Rüstungsindustrie führend, während europäische Unternehmen, angeführt von BAE Systems, ein Wachstum von 13 Prozent auf 151 Milliarden US-Dollar verzeichneten – stark beeinflusst durch den Ukraine-Krieg. Deutsche Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall erzielten ein bemerkenswertes Umsatzwachstum von 36 Prozent und könnten bald die führende Position in der EU übernehmen. Der Artikel hebt zudem hervor, dass auch die Rüstungsunternehmen in Israel und der Türkei von regionalen Konflikten profitierten, während chinesische Firmen Umsatzeinbußen verzeichneten. 02.12.2025 https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/10223

Es knirscht bei der SAP-Umstellung der Bundeswehr

Die Umstellung der Bundeswehr auf das neue SAP-System S/4HANA verläuft problematisch: Die Software funktioniert nicht zuverlässig und eine fehlerfreie Datenweitergabe ist nicht gewährleistet. In einem internen Dokument des Verteidigungsministeriums wird die „mangelhafte Funktionalität” sowie die unzureichende Einsatzreife der Software bemängelt. Dies führte zu einer Verschiebung des geplanten Go-Live-Termins auf Frühjahr 2026. SAP hat die mangelhafte Softwarequalität eingeräumt und die Bundeswehr benötigt mehr Zeit, um die Lösung zu optimieren und die Akzeptanz zu verbessern. Dies ist bereits das zweite große Digitalprojekt der Bundeswehr, das auf erhebliche Schwierigkeiten stößt, nachdem auch die Ausrüstung mit digitalen Funkgeräten problematisch verlief. 29.11.2025 https://www.heise.de/news/Es-knirscht-bei-der-SAP-Umstellung-der-Bundeswehr-11097336.html?view=print

Eine alarmierende Entwicklung: Immer mehr Jobs in der Rüstungsindustrie

Der Artikel thematisiert den alarmierenden Anstieg von Arbeitsplätzen in der Rüstungsindustrie, während in anderen Branchen in Deutschland zahlreiche Stellen abgebaut werden. So plant etwa der Rüstungskonzern Rheinmetall, sein Personal um mehr als zehn Prozent zu erweitern. Dies ist Teil eines globalen Trends, bei dem auch große US-Rüstungsunternehmen Tausende neue Stellen schaffen. Diese Entwicklung wirft Fragen zu den wirtschaftlichen und politischen Implikationen auf – insbesondere vor dem Hintergrund der Forderungen nach einer Umstellung auf Kriegswirtschaft in Europa. Der Artikel kommt zu dem Schluss, dass diese Situation besorgniserregend ist und eine wachsame Haltung erfordert. 28.11.2025 https://www.nachdenkseiten.de/?p=142771

Präsident Macron stellt neuen freiwilligen Militärdienst vor

Präsident Macron hat ein neues Programm für einen freiwilligen Militärdienst für 18- und 19-Jährige in Frankreich vorgestellt. Es soll zehn Monate dauern. Die ersten Teilnehmer sollen im kommenden Jahr beginnen und ausschließlich in Frankreich und den französischen Außengebieten dienen, ohne an Auslandseinsätzen teilzunehmen. Das Programm zielt darauf ab, die Streitkräfte Frankreichs angesichts zunehmender Bedrohungen durch Russland zu stärken. Eine Wiedereinführung der zuvor abgeschafften Wehrpflicht ist jedoch nicht geplant. 27.11.2025 https://www.deutschlandfunk.de/praesident-macron-stellt-neuen-freiwilligen-militaerdienst-vor-100.html

Tödliche Technologie

Der Artikel thematisiert die Gefahren der Militarisierung von künstlicher Intelligenz, insbesondere durch autonome Waffensysteme wie Kamikazedrohnen, die aktuell in Konflikten eingesetzt werden. Er verweist auf das Video „Slaughterbots” des Future of Life Institute, das die potenziellen Folgen solcher Technologien aufzeigt und zur Ächtung letaler autonomer Waffensysteme (LAWS) aufruft. Trotz internationaler Bemühungen, diese Technologien zu regulieren, zeigt Deutschland eine ambivalente Haltung und plant den Erwerb autonomer Drohnen. Dies wird als Rückschritt in der Debatte um Rüstungskontrolle gewertet. Zudem wird auf die koloniale Prägung dieser Technologien hingewiesen: Viele Daten werden in Ländern des Globalen Südens erhoben und Tests durchgeführt, was die betroffenen Bevölkerungsgruppen stark belastet. | 26.11.2025 | https://www.imi-online.de/2025/11/26/toedliche-technologie/

Friedensplan zum Kriegsplan gemacht

Der Artikel kritisiert die Entscheidung von Bundeskanzler Friedrich Merz, der Ukraine 11,5 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen, während in Deutschland die Renten gekürzt werden. Es wird argumentiert, dass die Bundesregierung den Friedensplan von Donald Trump in einen Kriegsplan umgewandelt habe, indem sie die NATO-Ostexpansion fortsetze und eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine nicht mehr zur Diskussion stelle. Dies wird als Zeichen des Desinteresses an einer Konfliktbeendigung interpretiert und könnte einen Dritten Weltkrieg heraufbeschwören. Zudem stellt der Artikel die Doppelmoral der Diplomatie infrage und kritisiert die fortgesetzte militärische Unterstützung für die Ukraine. | 26.11.2025 | https://www.nachdenkseiten.de/?p=142680

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Schulstreiks gegen Wehrpflicht: Kommen jetzt die „Fridays for Frieden“?

Für den 5. Dezember 2025 planen Schüler- und Jugendbündnisse bundesweite Schulstreiks gegen die von der schwarz-roten Koalition beschlossene Wiedereinführung der Wehrpflicht. Die Initiative wird von lokalen Bündnissen und Friedensorganisationen unterstützt. Es sind bereits zahlreiche Aktionen in verschiedenen Städten vorbereitet. Die Schüler:innen fordern das Recht auf Frieden und Selbstbestimmung und kritisieren die Militarisierung sowie die drohende Zwangseinberufung. Die Bewegung könnte auf erheblichen ideologischen Widerstand stoßen, was die Bedeutung ihres Engagements für die Zukunft unterstreicht. | 26.11.2025 | https://www.nachdenkseiten.de/?p=142673

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Pax Americana: Trump schockt Kiew und Brüssel mit Friedensplan

Der durchgesickerte Friedensplan der Trump-Regierung deutet auf eine signifikante geopolitische Verschiebung hin, die sowohl Europa als auch das globale Sicherheitssystem betrifft. Der Plan sieht vor, dass die USA die geopolitische Karte Osteuropas nach eigenen Interessen neu zeichnen, während die EU weiter marginalisiert und Russland teilweise anerkannt wird. Die Ukraine befindet sich in einer schwierigen Lage, da sie unter Druck steht, territoriale Zugeständnisse zu machen. Dies könnte als politischer Selbstmord angesehen werden, während sie gleichzeitig die Unterstützung der USA aufrechterhalten möchte. Der Plan könnte in der Ukraine zu einer tiefen politischen Krise führen und die Suche nach einem unabhängigen europäischen Weg fördern. Die Aussicht auf einen echten Frieden bleibt jedoch weiterhin ungewiss. | 25.11.2025 | https://www.nachdenkseiten.de/?p=142581

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Europa will von Frieden nichts wissen: „Land muss bereit sein, seine Kinder zu verlieren“ und Luftwaffe soll „Siegfähigkeit“ mitbringen

Der Artikel kritisiert die militärische Rhetorik und die Fokussierung auf Krieg in Europa. Insbesondere werden dabei Äußerungen von Militärs zur „Siegfähigkeit“ der deutschen Luftwaffe sowie die Bereitschaft Frankreichs, im Krieg Kinder zu verlieren, thematisiert. Der Autor Markus Klöckner hinterfragt die Notwendigkeit solcher Aussagen und betont, dass im Krieg niemand „gewinnt“, da das menschliche Leid im Vordergrund steht. Zudem kritisiert er die Medienberichterstattung, insbesondere die des Spiegels, da diese den Krieg und militärische Strategien statt Friedensverhandlungen thematisiert. Klöckner fordert ein Umdenken und eine Rückbesinnung auf die Lehren der Geschichte, um zukünftige Konflikte zu vermeiden. | 25.11.2025 | https://www.nachdenkseiten.de/?p=142589

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Friedensangst

In seinem Artikel „Friedensangst“ thematisiert Jens Berger die Schwierigkeiten der deutschen politischen und medialen Eliten, die Realität des Ukrainekriegs, insbesondere die Möglichkeit einer Niederlage des Westens, zu akzeptieren. Berger kritisiert die Weigerung, einen ernsthaften Friedensprozess einzuleiten, und beschreibt die „Friedensangst” als zynische Selbsttäuschung, die aus der Angst vor der Realität resultiert. Er zieht Parallelen zur Endphase des Ersten Weltkriegs, als ähnliche Ängste und Widerstände gegen Friedensverhandlungen vorherrschten. Insgesamt wird deutlich, dass die gegenwärtige Haltung der deutschen Eliten sowohl historisch als auch moralisch problematisch ist. | 24.11.2025 | https://www.nachdenkseiten.de/?p=142551

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Dem System innewohnend.

» […] Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen. […] «

Jean Jaurès

~ Hintergrund 9-10-2025, Seite 75, „»Es muss die Systemfrage gestellt werden!«“, hintergrund.de

Dieses Zitat stammt von dem französischen Sozialisten und Pazifisten Jean Jaurès (1859–1914).

Er äußerte diesen Gedanken in einer Rede im Jahr 1895. Das Zitat zählt heute zu den bekanntesten Argumenten der antimilitaristischen Linken und wird häufig im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg zitiert.

Hier sind einige Hintergründe zur Einordnung:

  • Der genaue Wortlaut: Im französischen Original lautet der Satz meist:

« Le capitalisme porte en lui la guerre comme la nuée porte l’orage. »

Wörtlich übersetzt bedeutet orage eigentlich „Gewitter“ oder „Sturm“. Im Deutschen hat sich jedoch die poetischere Übersetzung mit dem „Regen“ eingebürgert und festgesetzt.

  • Der historische Kontext: Jaurès warnte unermüdlich vor der durch die imperialistische Konkurrenz der europäischen Mächte entstandenen Kriegsgefahr. Tragischerweise wurde er am 31. Juli 1914, nur wenige Tage vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, von einem französischen Nationalisten in einem Pariser Café ermordet, da er sich bis zuletzt für eine diplomatische Verständigung mit Deutschland eingesetzt hatte.

1. Wer war Jean Jaurès?

Jean Jaurès war nicht nur ein Politiker, sondern die Symbolfigur des französischen Sozialismus. Er war ein brillanter Rhetoriker, Philosoph und Historiker.

  • Seine Mission: Er versuchte, die französische Arbeiterbewegung zu einen und gleichzeitig eine Brücke zum deutschen Proletariat zu schlagen. Er war davon überzeugt, dass ein Generalstreik der Arbeiter in Deutschland und Frankreich einen Krieg verhindern könnte.
  • Sein Vermächtnis: Er gründete im Jahr 1904 die bis heute existierende Zeitung L’Humanité.

2. Der Kontext des Zitats: Imperialismus und Konkurrenz

Warum verglich Jaurès den Kapitalismus mit einer Regenwolke?

Um die Jahrhundertwende befanden sich die europäischen Großmächte in einem aggressiven Wettlauf um Kolonien in Afrika und Asien. Jaurès argumentierte, dass dieses Wirtschaftssystem zwangsläufig zu Konflikten führen müsse.:

  1. Absatzmärkte: Die Industrienationen brauchten ständig neue Märkte.
  2. Ressourcen: Der Hunger nach Rohstoffen löste Konflikte in der Peripherie aus.
  3. Ablenkung: Nationale Konflikte wurden oft genutzt, um von sozialen Problemen im Inneren abzulenken.

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Das Zitat war also eine Warnung: Solange die wirtschaftliche Konkurrenz unreguliert bleibt, ist ein militärischer Konflikt unvermeidbar – wie ein Naturgesetz (die Wolke und der Regen/Sturm).


3. Das tragische Ende: Der Mord im Café du Croissant

Der Tod von Jean Jaurès wird in der Historiografie oft als der erste „Schuss“ des Ersten Weltkriegs bezeichnet oder zumindest als das endgültige Erlöschen der Hoffnung auf Frieden.

  • Das Datum: 31. Juli 1914. Die Welt stand bereits am Abgrund – das Attentat von Sarajevo lag einen Monat zurück –, doch die Kriegserklärungen der Großmächte waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig ausgesprochen.
  • Die Tat: Jaurès saß im Café du Croissant in Paris beim Abendessen. Er wollte am nächsten Tag einen letzten flammenden Artikel gegen den Krieg schreiben. Doch ein junger Nationalist namens Raoul Villain schoss durch das offene Fenster und tötete ihn sofort.
  • Die Folge: Mit Jaurès’ Tod erlosch der Widerstand der französischen Linken gegen den Krieg. Es folgte die Union sacrée (der Burgfrieden), bei der sogar die Sozialisten dem Krieg zustimmten.

4. Weitere hellsichtige Zitate aus dieser Epoche

Jaurès war jedoch nicht der Einzige, der das Unheil kommen sah oder die Situation treffend analysierte. Hier sind drei weitere Perspektiven aus der Zeit des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs:

Sir Edward Grey (Britischer Außenminister)

Am Vorabend des britischen Kriegseintritts im August 1914 äußerte er einen der berühmtesten Sätze der Geschichte.:

„In ganz Europa gehen die Lichter aus; wir werden sie in unserem Leben nie wieder leuchten sehen.“ (The lamps are going out all over Europe: we shall not see them lit again in our lifetime.)

Rosa Luxemburg (Deutsche Sozialistin)

Sie teilte Jaurès’ antimilitaristische Haltung. Ihr berühmtes Diktum (eigentlich ein Rückgriff auf Engels) während des Krieges lautete::

„Entweder Übergang zum Sozialismus oder Rückfall in die Barbarei.“ Dies drückte die totale Zerstörungskraft des modernen Krieges aus.

Helmuth von Moltke (Chef des deutschen Generalstabs)

Selbst das Militär ahnte, dass dies kein kurzer Krieg werden würde. So warnte Moltke den Kaiser im Jahr 1914 (wenn auch vergeblich), dass dieser Krieg nicht wie frühere Kabinettskriege sein werde.:

„Es wird ein Volkskrieg werden, der nicht eher beendet sein wird, als bis die eine oder andere Seite am Boden liegt.“


Jaurès’ Analyse, dass wirtschaftliche Konkurrenz ohne politische Kontrolle zu Konflikten führt, wird auch heute noch häufig in geopolitischen Debatten herangezogen.