» […] Lenin schrieb zu seiner Zeit eine Abhandlung mit dem Titel „Der Imperialismus als höchstens Stadium des Kapitalismus“. Darin befasste er sich vor allem mit den zunehmend die ganze Gesellschaft umfassenden Wirtschaftsformen, die im Gegensatz zum privaten Eigentum standen.
Dieser Zustand war zu seiner Zeit in Ländern wie Deutschland, England und Frankreich fortgeschritten, allerdings nicht in Russland. Dennoch nutzte er die Erkenntnis, um seine Anhängerschaft davon zu überzeugen, dass die Zeit reif sei für die Expropriation [Anm.: Enteignung] der Expropriateure.
Revolutionstaktisch war ihm das schließlich auch gelungen. Die These sei allerdings erlaubt, dass alles, was in dieser Schrift stand und aus ihr folgte, gänzlich anders verlaufen wäre, hätten die damaligen Zustände die Form gehabt, über die sie heute verfügen.
Die Eigentumsverhältnisse unserer Tage sind das kurioseste, was Kapitalismus und Imperialismus je hervorgebracht haben. Marxens häufig kolportierter Satz, dass etwas mit einer Gesellschaft, die ungeheure Dimensionen von Reichtum schafft, aber nicht in der Lage sei, die Armut zu verringern, nicht stimmen könne, war nie zutreffender als heute. […] «
In dem Artikel wird die „National Security Strategy” von US-Präsident Donald Trump analysiert. Diese fordert aggressive Interventionen der USA auf globaler Ebene, insbesondere in Europa und Asien, ohne Russland und China direkt anzugreifen. Trump propagiert eine Rückkehr zu traditionellen imperialen Praktiken der USA, einschließlich der Modernisierung der Monroe-Doktrin. Er sieht die USA als die größte Nation mit einem gottgegebenen Recht zur globalen Expansion. Die Strategie betont militärische Stärke, wirtschaftliche Dominanz und den Einsatz von „Soft Power”, um den Einfluss der USA zu sichern. Gleichzeitig wird die Unterstützung für rechtsextreme Regierungen und nationalistische Bewegungen in verschiedenen Ländern hervorgehoben. Insgesamt wird eine aggressive Außenpolitik skizziert, die auf Kontrolle und Einflussnahme abzielt und andere Staaten, insbesondere China, als Bedrohung betrachtet. 10.12.2025 https://www.nachdenkseiten.de/?p=143409
Zusammenfassung des Artikels: „Gottes mächtigstes Land – wieder und für immer!“
~~ Objektive Fakten:
~ In seiner National Security Strategy fordert US-Präsident Donald Trump Interventionen der USA auf allen Kontinenten, während er sich gegenüber Russland und China zurückhält.
~ Trump beschreibt die USA als die größte und erfolgreichste Nation der Menschheitsgeschichte sowie als Heimat des Friedens.
~ Die Strategie sieht eine Stärkung des Militärs, der Wirtschaft, des Energiesektors und der Soft Power der USA vor.
~ Trump aktualisiert die Monroe-Doktrin, welche die US-Expansion sowie das Interventionsverbot für ausländische Kräfte festlegt.
~ Seit ihrer Gründung haben die USA kein Außenministerium, sondern ein Staatsministerium und führten Kriege unter dem Begriff „Department of War”.
~ Die Strategie sieht vor, dass europäische und asiatische Länder ihre Rüstungsbudgets erhöhen und US-Rüstungsgüter erwerben.
~ Trump unterstützt nationalistische und rechtsextreme Kräfte in verschiedenen Ländern und steht hinter der Politik Israels im Nahen Osten.
~~ Meinungen des Autors:
~ Werner Rügemer kritisiert Trumps Strategie als eine Rückkehr zu imperialen Praktiken und als Ausdruck einer aggressiven Kapitalistenfraktion.
~ Er betrachtet Trumps Behauptung, ein Friedensstifter zu sein, als Vorwand für wirtschaftliche Interessen und Investitionen.
~ Rügemer interpretiert die US-Politik als imperialistisch und als Fortsetzung historischer Praktiken, die auch ethnische Säuberungen und Völkermord legitimieren.
~ Der Autor äußert Skepsis über die Fähigkeit der USA, ihre globale Führungsposition angesichts der wachsenden Multipolarität und der Selbstorganisation anderer Länder zu behaupten.
~ Er beschreibt die Unterstützung Trumps für rechtsextreme Kräfte und kritisiert europäische Politiker, die sich Trump unterwerfen.
~ Rügemer stellt die Legitimität der US-Interventionen und die Rhetorik Trumps infrage, indem er auf die historische Rolle der USA in internationalen Konflikten hinweist.
Insgesamt vermittelt der Artikel eine kritische Sicht auf Trumps Außenpolitik und deren langfristige Auswirkungen auf die globale Ordnung.
In seinem Buch „Hegemonie oder Untergang“ analysiert Rainer Mausfeld die ideologischen Narrative des Westens, entlarvt deren Widersprüche und kritisiert die Gewalt und Ungerechtigkeit, die durch diese Diskurse gerechtfertigt werden.
In seinem Buch „Hegemonie oder Untergang“ analysiert Rainer Mausfeld die gegenwärtige Krise des Westens und entlarvt die ideologischen Narrative, die Gewalt und Ungerechtigkeit rechtfertigen. Mausfeld argumentiert, dass das Selbstverständnis des Westens historisch auf der Konstruktion von Feindbildern basiert und die westliche Machtausdehnung nicht auf moralischer Überlegenheit, sondern auf militärischer Gewalt beruht. Zwar bietet Mausfeld keine konkreten Lösungen an, er schafft jedoch ein intellektuelles Fundament für Widerstand und Veränderung, indem er die Widersprüche der offiziellen Erzählungen aufdeckt und zur kritischen Auseinandersetzung anregt.
»Die Clownswelt zerschlagen – Rainer Mausfelds „Hegemonie oder Untergang“ – Ein neuer Mausfeld ist immer ein willkommenes Ereignis. Seit seinem Vortrag „Warum schweigen die Lämmer?“ erfreut sich der emeritierte Professor für Wahrnehmungs- und Kognitionsforschung an der Universität Kiel einer treuen Fangemeinde. Ähnlich wie Noam Chomsky in den USA ist er Intellektueller, Wissenschaftler, politischer Analyst und unbestechliche moralische Instanz in einer Person. Sein neuestes Buch „Hegemonie oder Untergang – Die letzte Krise des Westens?“ widmet sich der „Krise des Westens“ und demontiert in gekonnter Manier die Begriffe und Diskurse, die Gewalt und Ungerechtigkeit des Westens rechtfertigen und kaschieren, anhand der aktuellen Ereignisse. Eine Rezension von Maike Gosch.«, 14.10.2025, https://www.nachdenkseiten.de/?p=140544
„Es wäre jedoch nicht sinnvoll, die gegenwärtige gesellschaftliche Krise eine Krise der Demokratie zu nennen. Jedenfalls nicht im ursprünglichen Sinne der egalitären Leitidee von Demokratie als individueller und somit auch gesellschaftlicher Selbstbestimmung. Für die Organisationsform des Staates beinhaltet diese zivilisatorische Leitidee eine radikale Vergesellschaftung von Herrschaft durch eine strikte vertikale Gewaltenteilung und eine Unterwerfung aller Staatsapparate unter die gesetzgebende Souveränität der gesellschaftlichen Basis. Da es Demokratie in diesem einzigen Sinn, der diese Bezeichnung verdient, in unserer Epoche nicht gibt, wäre die Behauptung ihrer Krise unsinnig. Die gegenwärtige schwere Krise des Westens kann also, da die Voraussetzungen nicht erfüllt sind, keine Krise der Demokratie sein. Es gibt indessen gute Gründe anzunehmen, dass es sich um eine Krise handelt, deren Wurzeln gerade in der jahrhundertelangen Verhinderung von Demokratie zu finden sind.“ (Mausfeld, S. 11)
„Was überhaupt ist »dieser Westen«? Auf den ersten Blick mag dieser Begriff danach klingen, als würde er natürliche Begebenheiten beschreiben. In seiner heutigen Bedeutung als eines Kulturraumes, der in besonderer Weise auf Vernunft, Wissenschaft und Freiheit basiere und dadurch einen gleichsam linearen gesellschaftlichen Fortschritt von »primitiven« zu »höheren« Gesellschaftszuständen ermögliche, ist er jedoch vergleichsweise jungen Ursprungs. (…)
Ein Selbstverständnis des »Westens« als eines gleichsam linearen gesellschaftlichen Fortschritts von »primitiven« zu »höheren« Gesellschaftszuständen entwickelte sich erst zusammen mit der westlichen Konstruktion seines Gegenpols des »Ostens« und des »Orients«, zwischen dem 17. Und 18. Jahrhundert. Bereits der historische Ursprung des »Westens« zeigt, dass er seine Identität seit jeher aus seiner Konstruktion der »Anderen« bezog, nämlich derjenigen, die er als seine »Feinde« betrachtete. Im Mittelalter und in der Zeit des Kolonialismus waren dies die »Unzivilisierten«, die »Barbaren«, die es zu zivilisieren, also zu »verwestlichen« galt. Wer jeweils als »unzivilisiert« zu betrachten sei, änderte sich je nach materiellen Interessen und Machtbedürfnissen des Westens.“ (Mausfeld, S. 16/17)
„Dieser Mythos des Westens einer sich aus seiner Sonderstellung in der Welt ergebenden zivilisatorischen Aufgabe – das Master-Narrativ des Westens – ist das Fundament für die westliche ideologische Pseudorealität, mit der der Westen seine organisierte Gewalt zu verschleiern sucht. Die globale Machtausdehnung des Westens beruhte keineswegs auf seiner höheren Sittlichkeit oder seiner »höheren Kultur«. Sie beruhte auf militärischer und technologischer Gewaltüberlegenheit. Sie beruhte auf Kolonialisierung, Sklavenhandel, imperialen Kriegen und wirtschaftlicher Erpressung. Der Ausdruck »zivilisatorische Mission« – ebenso wie seine modernen Varianten – ist ein moralistischer Mantel, mit dem die Kontinuität eines fünfhundert Jahre währenden Prozesses gewaltsamer ökonomischer Ausbeutung der Welt verdeckt werden soll.“ (Mausfeld, S. 91/92)
„Unsere Epoche muss somit als eine Epoche der schleichenden Entzivilisierung von Gewalt angesehen werden, die von den Starken beharrlich vollzogen wird. In anderen Worten: Wir leben in einer Zeit der radikalen Gegenaufklärung. Kein Ereignis in der westlichen Welt führt dies schonungsloser vor Augen als Israels Völkermord an den Palästinensern. Das epochale Verbrechen dieses Völkermords wird begleitet von dem Verbrechen des Schweigens der Öffentlichkeit westlicher Länder. Insbesondere des Schweigens nahezu der gesamten Schicht öffentlicher Intellektueller.“ (Mausfeld, S. 173/174
„Gegenwärtige Krisen und Kriege scheinen in einem engen inneren Zusammenhang zu stehen. Dies wird zunehmend deutlicher. Und das macht sie umso bedrohlicher. Die Determinanten geopolitischer Konflikte und deren historische Kontinuitäten und Kausalitäten sind intuitiv nur schwer erfassbar. Nur durch mühevolle kollektive Analysen können sie besser verstanden werden. Hingegen sind die gesellschaftlichen Krisen, da sie sich oft unmittelbar auf unseren gegenwärtigen Lebensalltag auswirken, leichter zu bemerken und in einigen Grundzügen intuitiv zu verstehen. Ein tieferes Verständnis ihrer Ursachen kann indes ebenfalls nur auf der Grundlage kollektiver Anstrengungen erreicht werden.“ (Mausfeld, S. 10)
„Die gegenwärtigen Machteliten haben zur Sicherung ihrer Macht ein derartiges ideologisches Gewölbe geschaffen. Dieses Phantasiegebilde ist das Produkt psychologischer Dynamiken, die durch die gegenwärtige Krise des Westens bei seinen Machteliten ausgelöst wurden. Hierzu gehören vor allem höchste, zumeist unbewusste Ängste um ihren privilegierten Status, Verleugnung ihrer eigenen Verantwortung, Projektion auf Schuldige durch Aufbau geeigneter Feindbilder, übersteigerte Selbstaffirmation und überzogene Phantasien ihrer eigenen Größe, mit denen sie ihre Gedanken, Gefühle oder Handlungsweisen so lenken, dass sie den von ihnen gewünschten Zielen entsprechen. Die Machteliten schafften sich mit all ihrer psychischen Kraft ein Scheinbild der Wirklichkeit, das ihre Wünsche, ihr Denken und Handeln wieder zu einem Sinnganzen macht. Und nutzen dann dieses Phantasiegebilde als Manipulationsinstrument, indem sie es mit den Megaphonen aller ihnen zur Verfügung stehenden medialen Kanäle in den Köpfen der Bevölkerung zu verankern suchen.“ (Mausfeld, S. 74/75)
„In der westlichen Pseudorealität ist es kaum noch möglich, überhaupt einen Außenstandpunkt einnehmen zu können. Sie gleicht einem abgeschlossenen Gewölbe, zu dem kein Außerhalb mehr denkbar ist.“ (Mausfeld, S. 77)
Rainer Mausfeld: Hegemonie oder Untergang – Die letzte Krise des Westens? Neu-Isenburg 2025, Westend Verlag, Taschenbuch kartoniert, 216 Seiten, ISBN 978-3987913341, 24 Euro
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