Tombola der Hilflosigkeit. |

Der Artikel kritisiert die Ineffektivität der aktuellen Sanktionspolitik gegenüber Russland und betont die Notwendigkeit von Diplomatie zur Lösung von Konflikten, anstatt auf Gewalt und Sanktionen zu setzen, die nicht die gewünschte Wirkung zeigen.

Der Artikel diskutiert die Ineffektivität von Gewalt und Sanktionslogik in Konflikten und betont die Notwendigkeit von Diplomatie, um gewaltsame Auseinandersetzungen zu beenden. Ein ehemaliger Diplomat hebt hervor, dass die gegenwärtigen Sanktionsmaßnahmen gegen Russland nicht die beabsichtigte Wirkung erzielen, sondern die eigenen Volkswirtschaften schädigen. Zudem kritisiert er, dass die staatlichen Kommunikationskanäle nach Russland erloschen sind, die politische Führung gegen jegliche Form von Kritik immunisiert ist und dies zu einer gefährlichen Isolation führt.

»Diplomatie und Sanktionslogik – Vor einigen Tagen wurde in einem Interview-Format des Südwestfunks mit einem ehemaligen, durch langjährige Aufenthalte in unterschiedlichen Krisengebieten dieser Welt erfahrenen Diplomaten gesprochen. In vielen dieser Regionen, wo mehr geschossen als gesprochen wurde, konnte er die Erkenntnis gewinnen, dass keiner dieser Konflikte durch eine Steigerung der Gewalt oder durch Sanktionslogik befriedet werden konnte. Wenn es zu einer Einstellung der gewaltsamen Handlungen kam, dann immer durch das Wirken von Diplomatie. Er unterstrich die alte Weisheit, dass es immer erforderlich ist, miteinander zu sprechen. Egal, wie diametral die Interessen zueinander stehen, egal, wie sehr man die Motive des Gegenübers auch missbilligt.«, 30.10.2025, https://form-7.com/2025/10/30/diplomatie-und-sanktionslogik/

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Westeuropäische Bürgerkriege werden wahrscheinlicher.

In seinem Artikel argumentiert David Betz, Professor am King’s College London, dass Westeuropa in den kommenden Jahren einem erheblichen Risiko von Bürgerkriegen ausgesetzt ist, obwohl solche Konflikte in dieser Region allgemein als unwahrscheinlich gelten. Er identifiziert drei wesentliche strukturelle Bedingungen, die zu inneren Unruhen führen können.

»Der Professor am Londoner King’s College beschäftigt sich mit den Bedingungen für Bürgerkriege und bewaffnete Aufstände. Lassen sich die erschreckenden Szenarien noch verhindern? Ein Interview.«

Gesellschaftliche Spaltung: Betz stellt eine zunehmende Polarisierung der Gesellschaft fest, in der Identität und Gruppenzugehörigkeit den rationalen politischen Diskurs überschatten. Er hebt den Aufstieg identitätsorientierter politischer Bewegungen hervor, insbesondere im Vereinigten Königreich, wo sich eine muslimische politische Fraktion in erster Linie auf internationale muslimische Interessen konzentriert und innenpolitische Themen vernachlässigt.

Statusverlust der Mehrheitsbevölkerung: Betz diskutiert das Phänomen des „Downgrading”, bei dem die historisch dominante kulturelle und politische Mehrheit rasch ihren Status verliert. Dieser Wandel dürfte dazu führen, dass die einheimische Bevölkerung innerhalb einer Generation in ihren eigenen Ländern zur Minderheit wird, was zu Entfremdungsgefühlen und Ressentiments führen kann.

Erosion des Vertrauens in Institutionen: Betz verweist auf einen deutlichen Rückgang des Vertrauens der Öffentlichkeit in verschiedene Institutionen, darunter Politik, Medien und Strafverfolgungsbehörden. Diese Erosion behindert die Fähigkeit zur friedlichen Konfliktlösung und kann zum Zusammenbruch der Gesellschaft führen.

Betz betont, dass Masseneinwanderung oft eher auf Entscheidungen der Elite als auf den Willen der breiten Bevölkerung zurückzuführen ist, was zu diesen Spannungen beiträgt. Er hebt auch wirtschaftliche Faktoren wie Stagnation und steigende Verschuldung hervor, die die Situation insbesondere für jüngere Generationen mit schlechteren Zukunftsaussichten verschärfen.

Betz warnt vor potenziellen Konflikten entlang zweier Hauptachsen: Nationalisten gegen Postnationalisten sowie Einheimische gegen Neuankömmlinge. Diese könnten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen führen, die an historische „schmutzige Kriege“ erinnern.

Betz kommt zu dem Schluss, dass zwar langfristig die nationalen Identitäten die Oberhand gewinnen könnten, der Weg dorthin jedoch von Gewalt und Zerstörung geprägt sein könnte – ähnlich wie beim gewaltsamen Zerfall Jugoslawiens. Er betont, dass diese Probleme dringend angegangen werden müssen, da die Wahrscheinlichkeit eines Bürgerkriegs in Europa innerhalb der nächsten fünf Jahre bei bis zu 60 % liegen könnte, wenn sich die aktuellen Trends fortsetzen.

23.08.2025 | https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/britischer-konfliktforscher-fast-alle-voraussetzungen-fuer-buergerkriege-in-westeuropa-sind-erfuellt-li.2349377