Sex ohne Nähe: Die neue Leere

»Die Pornofizierung der Gesellschaft. In einer Zeit, in der Sexualität allgegenwärtig ist, hat sich die Beziehung zum eigenen Körper, zur Lust und zum Gegenüber verändert. Die Schwelle zur Erregung steigt – während die Fähigkeit zur echten, emotional verankerten Nähe sinkt. Sexualität wird in diesem Kontext oft entkoppelt von Beziehung, Vertrauen und Intimität. Das Gegenüber wird nicht mehr als Mensch mit eigenem Erleben wahrgenommen, sondern zum Objekt einer inszenierten Bedürfnisbefriedigung. Die Folge: Die eigene Sexualität verarmt.«

~ M. H., Psychotherapeutin

EMMA Nr. 5 (382), Seite 96, Leserinnenbrief zum Artikel „Sex: Frust oder Lust? – 50 Jahre kleiner Unterschied (4/25)“

https://www.emma.de

Entfremdung. | Citation.

In dem Moment (…), da der Mensch, im Anfang des Zeitalters der Maschinen und der Masse, beginnt, aus einem Subjekt zum Objekt zu werden, aus einem handwerklich schöpferischen Individuum zu einem Diener, ja Sklaven der Maschine – in diesem Moment der Verluste, da droht, dass der Mensch sich selber verliert.

~ Jean Gebser, Philosoph, Schriftsteller und Sprachwissenschaftler, 1949, „Ursprung und Gegenwart” [Quelle: Gemini, nicht überprüft – alternativ: Gebser, Jean: Einbruch der Zeit. Novalis Verlag. Köln 1995.]

Gebser entwickelte eine Kulturphilosophie, die verschiedene Bewusstseinsstrukturen in der Geschichte der Menschheit beschreibt. Das von Zitat ist Teil seiner Kritik an der modernen Technisierung und der damit einhergehenden Entfremdung des Menschen.

Gebser setzte sich intensiv mit dem Übergang von der handwerklichen zur maschinellen Produktion sowie den damit verbundenen gesellschaftlichen und psychologischen Folgen auseinander. Er sah in diesem Prozess die Gefahr, dass der Mensch seine Subjektivität verliert und zu einem bloßen „Objekt” im Mechanismus der modernen Welt wird.